Das Jahr 1946 war ein entscheidendes Jahr nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, geprägt von den Bemühungen um Wiederaufbau, der Suche nach Gerechtigkeit und den Anfängen des Kalten Krieges. Hier sind einige der wichtigsten Ereignisse:
Gründung der Vereinten Nationen (UN)
Schon im Oktober 1945 wurden die Vereinten Nationen von 51 Staaten gegründet. In London nahmen die Vereinten Nationen dann am 10. Januar 1946 mit ihrer ersten Generalversammlung den Betrieb auf. Die Arbeitsgrundlage ist die sogenannte Carta der Vereinten Nationen. Darin sind die Grundsätze für die Sicherung des Friedens in der Welt, die Einhaltung des Völkerrechts und die der Menschenrechte beschrieben. Nach den Erfahrungen von zwei Weltkriegen sollte eine internationale Organisation die Nationen zusammen und in den Dialog bringen.
Erst 1952 bezogen die Vereinten Nationen ihr Hauptquartier in New York. Heute sind 193 Länder in den Vereinten Nationen vertreten. Ein Kernstück ist der UN Sicherheitsrat, dem 15 Mitgliedsländer angehören. Ständige Mitglieder sind China, Frankreich, Russland, das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten. Ergänzt durch 10 nicht ständige Mitglieder, die jeweils für 2 Jahre gewählt werden. Aufgabe ist es, den Frieden zu sichern. Dazu kann der Sicherheitsrat bindende Beschlüsse fassen und Sanktionen beschließen. Ebenso ein Mandat für militärische Maßnahmen aussprechen.
Der Großteil der Arbeit erfolgt in den Unterorganisationen, die selbstständig im Sinne der Carta der Vereinten Nationen handeln. Zu ihnen gehören:
UNESCO: Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur.
WHO: Weltgesundheitsorganisation.
UNICEF: Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen.
FAO: Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation.
ILO: Internationale Arbeitsorganisation.
UNIDO: Organisation für industrielle Entwicklung.
WIPO: Weltorganisation für geistiges Eigentum.
IMO: Internationale Seeschifffahrts-Organisation.
ICAO: Internationale Zivilluftfahrtorganisation.
IMF: Internationaler Währungsfonds.
World Bank: Weltbankgruppe.
Start der Ausgabe von CARE Paketen
Nicht nur in Deutschland war nach dem Krieg die Not groß. In ganz Europa waren vor allem Nahrungsmittel knapp und so erging in den USA bei mehreren Verbänden und auch an Privatpersonen der Aufruf Pakete zu verschicken. Im Jahr 1945 wurde die private Hilfsorganisation CARE („Cooperative for American Remittances to Europe“) gegründet. Im Juli 1946 dann legte der erste Frachter mit Nahrungsmittelpaketen in Bremerhaven an. Darüber hinaus beteiligte sich die US Armee mit der Freigabe von fast 3 Millionen Essensrationen an dem Hilfsprogramm. Insgesamt wurden bis 1960 100 Millionen CARE Pakete nach Europa verschickt, rund 10 Millionen davon nach Deutschland. Von besonderer Bedeutung sind die CARE Pakete während der Berliner Blockade gewesen. Hier leistete CARE einen Großteil der Nahrungsversorgung für die Stadt.
Waren die Pakete in der Zusammenstellung anfangs noch den Spendern überlassen, wurden die CARA Pakete ab 1947 standardisiert. Ein Paket hatte rund 40.000 Kalorien und ermöglichte zirka 30 (sehr kleine) Mahlzeiten. Zudem lagen noch ein paar Zigaretten (sogenannte Johnny´s) mit dabei.
500 g Rindfleisch in Kraftbrühe
250 g Leberkäse (Dose)
250 g Corned Beef (Dose)
320 g Frühstücksfleisch (Dose)
250 g Speck
1.000 g Margarine
500 g Schweineschmalz
1.000 g Zucker
500 g Honig
500 g Schokolade
500 g Rosinen
500 g Obstkonserven
500 g getrocknetes Ei als Pulver
1.000 g Vollmilch-Pulver
1.000 g Kaffee
2 St Seife
1 St Backhefe
Mit der Zeit war CARE weltweit in 14 unabhängigen Organisationen tätig. 1980 wurde CARE Deutschland gegründet. Die privaten Hilfsorganisationen schlossen sich zu CARE International zusammen und nannten sich nun „Cooperative for Assistance and Relief Everywhere“. Der Hauptsitz ist heute in Genf. Weltweit sind 11.000 Beschäftigte für CARE tätig, deren Ziel auch weiterhin der Kampf gegen Hunger, Armut und Unterdrückung ist. Neben der Nothilfe unterstützt CARE auch in der Entwicklungszusammenarbeit.
CARE war ab 1946 eine Brücke der Menschlichkeit zwischen ehemaligen Feinden und ohne Zweifel trug die Arbeit von CARE zur Freundschaft zwischen Deutschland und den USA erheblich bei.
Die Nürnberger Prozesse
Im 2. Weltkrieg wurden durch Nazi-Deutschland schwere Verletzungen der Menschenrechte und Kriegsverbrechen begangen. Das galt es nach dem Krieg aufzuarbeiten, zu dokumentieren und wenn möglich die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Der amerikanische Präsident Truman vereinbarte auf der Konferenz von San Francisco im Mai 1945, die Hauptkriegsverbrecher vor ein internationales Militärgericht der vier Siegermächte zu stellen. Dem stimmte die Sowjetunion, Frankreich und das Vereinigte Königreich von Großbritannien zu.
Insgesamt gab es 13 Prozesse. Der erste und bekannteste Prozess gegen 24 hauptverantwortliche Personen im NS-Regime begann am 20. November 1945 und endete am 1. Oktober 1946 mit 12 Todesurteilen. Ferner wurden sieben Freiheitsstrafen und drei Freisprüche ausgesprochen. Drei Verfahren wurden eingestellt. Reichsluftfahrtminister Hermann Göring entzog sich durch Selbstmord dem Urteil. Robert Ley, Leiter der Deutschen Arbeitsfront beging noch vor Prozessbeginn Selbstmord.
Sieben inhaftierte saßen im Kriegsverbrechergefängnis in Berlin Spandau ein. Rüstungsminister Albert Speer und Reichsjugendführer Baldur von Schirach saßen ihre Haftstrafe bis 1966 ab. Von da an war Rodolf Hess, Stellvertreter von Adolf Hitler bis 1941 der einzige Gefangene in der riesigen, unter alliierter Verwaltung stehenden Haftanstalt. Dieses Gefängnis galt als Symbol für das in Berlin noch bestehende alliierte Besatzungsrecht. Heß, der 1941 nach England flüchtete um einen Friedensschluss zu erreichen, wurde gefangen genommen und verurteilt. Er nahm sich 1987 das Leben. Das Gefängnis wurde danach abgerissen.
Weitere Ereignisse:
- Am 21. April 1946 wurde die Partei der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) in der sowjetischen Besatzungszone gegründet. Sie entstand unter massiven Druck der sowjetischen Besatzungsmacht aus einer Zwangsvereinigung von SPD und KPD. Die ersten Vorsitzenden bildeten eine sogenannte Doppelspitze mit Wilhelm Pieck und Otto Grotewohl.
- Die ersten deutschen Soldaten kehren aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft zurück.
- Durch die Besatzungsmächte werden die heutigen Bundesländer geschaffen. Die britische Militärregierung bildet die Länder Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein. Durch die französische Besatzungsmacht wird das heutige Bundesland Rheinland-Pfalz gebildet. Durch den Zusammenschluss von Hannover, Schaumburg-Lippe, Oldenburg und Braunschweig wird das heutige Niedersachsen ins Leben gerufen.
- In Berlin nimmt der „Rundfunk im amerikanischen Sektor“ (RIAS) seinen Sendebetrieb auf. Aus Frankfurt sendete bereits der AFN und aus der britischen Besatzungszone der BFBS. Der RIAS sollte vor allem in die sowjetische Besatzungszone hineinwirken. Im Funkzeichen hieß es „eine freie Stimme der freien Welt“.
- Mit der sogenannten „Stuttgarter Rede“ stellte der Außenminister der USA, James F Byrnes, die Bildung einer deutschen Regierung in Aussicht und erklärte die koordinierte Zusammenarbeit der amerikanischen und der britischen Besatzungszone. Mit seiner Rede leitete er eine Wende in der Besatzungspolitik und Aussöhnung zwischen Deutschland und den USA ein. Mit den Worten „Das amerikanische Volk will dem deutschen Volk helfen, seinen Weg zurückzufinden zu einem ehrenvollen Platz unter den freien und friedliebenden Nationen der Welt“ ging seine Rede als „Speech of Hope“ in die Geschichte ein.
- In den vier Besatzungszonen wurde erstmals nach dem Krieg eine Volkszählung durchgeführt. In Deutschland lebten 1946 65,9 Millionen Einwohner. Auch als Folge des Krieges wurden mit 36.6 Millionen mehr Frauen als Männer (29,3 Millionen) erfasst. Zur Gesamtbevölkerung zählten auch 9,7 Millionen Vertriebene.
Das Jahr 1946 war ein Jahr des Übergangs, in dem die Welt versuchte, sich von den Schrecken des Krieges zu erholen und sich auf eine neue, von Spannungen geprägte Ära vorzubereiten.