Wichtige Ereignisse im Jahr 1972 ( Schülertext )
Das Jahr 1972 war ein Jahr voller bedeutender Ereignisse, die die Weltpolitik, Gesellschaft und Kultur nachhaltig beeinflussten. Hier sind einige der wichtigsten Ereignisse:
Politik und Gesellschaft
- Olympische Spiele in München und das Attentat: Die XX. Olympischen Sommerspiele fanden vom 26. August bis 11. September 1972 in München statt. Tragisch überschattet wurden sie durch das Attentat der palästinensischen Terrorgruppe „Schwarzer September“ auf die israelische Mannschaft am 5. September, bei dem elf israelische Sportler und ein deutscher Polizist getötet wurden
- Ostverträge und Grundlagenvertrag: Die Bundesregierung unter Willy Brandt setzte ihre Entspannungspolitik fort. Wichtige außenpolitische Erfolge waren die Ratifizierung der Ostverträge mit der Sowjetunion und Polen sowie der Abschluss des Grundlagenvertrags mit der DDR im Dezember, der die Beziehungen zwischen beiden deutschen Staaten regelte
- Misstrauensvotum und Bundestagswahl: Im Bundestag scheiterte das konstruktive Misstrauensvotum gegen Bundeskanzler Willy Brandt. Nach einer Vertrauensfrage kam es zu vorgezogenen Neuwahlen, bei denen die SPD erstmals stärkste Partei wurde und Brandt im Amt blieb
- Erste Frau als Bundestagspräsidentin: Annemarie Renger wurde als erste Frau zur Präsidentin des Deutschen Bundestags gewählt
- RAF und Terrorismus: Die Rote Armee Fraktion RAF) verübte mehrere Anschläge, jedoch gelang dem Staat die Festnahme führender RAF Mitglieder
- Abschaffung der Anrede „Fräulein“: Bundesbehörden sprachen ab 1972 alle erwachsenen Frauen mit „Frau“ an
Internationales
- Watergate-Affäre: In den USA begann mit dem Einbruch in das Watergate-Gebäude der größte politische Skandal der amerikanischen Geschichte. Die Affäre führte später zum Rücktritt von Präsident Nixon .
- Nixon in China: US Präsident Richard Nixon besuchte als erster amerikanischer Präsident die Volksrepublik China und leitete damit eine Annäherung zwischen den beiden Staaten ein
- SALT Vertrag: Die USA und die Sowjetunion unterzeichneten den ersten Vertrag zur Begrenzung strategischer Atomwaffen SALT
- Bloody Sunday: Am 30. Januar erschossen britische Soldaten in Nordirland bei einer Demonstration 13 Menschen, was den Nordirlandkonflikt weiter eskalieren ließ
Wirtschaft
- Konjunktur in Deutschland: Die Gefahr einer Rezession war gebannt, die Bundesrepublik erlebte ein Jahr der Vollbeschäftigung mit sicheren Arbeitsplätzen
Weitere Ereignisse
- Volksabstimmung in Norwegen: Die Norweger lehnten mit 54 % den Beitritt zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft EWG) ab
- Erstes dokumentiertes Wiedereintrittsereignis eines Meteoriten: Am 10. August trat der Meteorit US19720810 über Utah in die Erdatmosphäre ein und verließ sie wieder – das erste eindeutig dokumentierte Ereignis dieser Art
Diese Übersicht zeigt, dass 1972 ein Jahr mit bedeutenden politischen, gesellschaftlichen und sportlichen Ereignissen war, die nationale wie internationale Auswirkungen hatten.
Olympische Spiele 1972 in München – Zusammenfassung und Attentat
Die 20. Olympischen Sommerspiele fanden vom 26. August bis 11. September 1972 in München statt. Es nahmen 121 Länder mit insgesamt 7.170 Athleten teil, was einen neuen Teilnehmerrekord bedeutete. Die Spiele sollten ein „Fest des Friedens“ sein und das Bild eines offenen, demokratischen Deutschlands vermitteln, im Gegensatz zu den Olympischen Spielen 1936 im nationalsozialistischen Berlin. Die Bundesrepublik wollte sich als modernes, weltoffenes Land präsentieren, weshalb die Sicherheitsmaßnahmen bewusst locker gehalten wurden
Das Münchner Olympia-Attentat
Am Morgen des 5. September 1972 verübte die palästinensische Terrororganisation „Schwarzer September“ einen Anschlag auf die israelische Olympiamannschaft. Acht bewaffnete Terroristen drangen in das Quartier der Israelis im Olympischen Dorf ein. Zwei Sportler, der Ringertrainer Mosche Weinberg und der Gewichtheber Josef Romano, wurden sofort getötet. Neun weitere Mitglieder der israelischen Delegation wurden als Geiseln genommen
Die Forderung der Geiselnehmer war die Freilassung von über 200 in Israel inhaftierten
Palästinensern sowie die Freilassung weiterer international bekannter Terroristen. Die israelische Regierung lehnte Verhandlungen ab. Auch deutsche Politiker boten an, sich selbst als Geiseln anzubieten, was die Terroristen ablehnten
Verlauf und Scheitern der Befreiungsaktion
Die Verhandlungen zogen sich über den Tag hin, während die Polizei das Gelände abriegelte.
Am Abend wurde den Terroristen zugesichert, dass sie mit ihren Geiseln per Hubschrauber zum Militärflugplatz Fürstenfeldbruck und von dort aus mit einem Flugzeug ausreisen könnten. Dort plante die Polizei einen Befreiungsversuch, der jedoch katastrophal scheiterte: Die eingesetzten Scharfschützen waren unzureichend ausgebildet und schlecht positioniert, die Koordination war mangelhaft, und die geplante Überraschung misslang
Im Verlauf der Schießerei und durch eine Handgranate, die ein Terrorist in einen der Hubschrauber warf, wurden alle neun Geiseln, fünf der acht Terroristen sowie ein deutscher Polizist getötet
Folgen und Reaktionen
Das Attentat schockierte die Weltöffentlichkeit. Nach einer eintägigen Unterbrechung und einer
Trauerfeier im Olympiastadion beschloss das Internationale Olympische Komitee unter Präsident Avery Brundage, die Spiele fortzusetzen („The games must go on!“) Das Versagen der deutschen Polizei führte später zur Gründung der Antiterroreinheit GSG 9 und zu grundlegenden Veränderungen im internationalen Sicherheitskonzept bei Großveranstaltungen
Fazit
Die Olympischen Spiele 1972 in München sind untrennbar mit dem tragischen Attentat verbunden, bei dem elf israelische Sportler und Trainer ums Leben kamen. Das Ereignis markierte einen Wendepunkt im Umgang mit Terrorismus und Sicherheitsfragen bei internationalen Sportereignissen